Seit 35 Jahren veranstaltet der TV Lorch seinen Silvesterlauf. Nun war es wieder so weit: Gezählt wurden gut 50 Teilnehmer, die wanderten, liefen, walkten oder Mountainbike fuhren.
LORCH – Andere denken in diesem Moment wohl an die abendliche Party oder gute Vorsätze fürs neue Jahr. Reiner Kreuzberger kommt noch eine andere Überlegung in den Sinn: Wenn er sich bis Mitternacht für den Frankfurt-Marathon anmeldet, ist das Startgeld günstiger. Das Rennen steht zwar erst am letzten Oktobersonntag an, doch beim Silvesterlauf des TV 1888 Lorch liegt der Gedanke nahe.
Dem Verein gelingt es, ganz ohne Wettkampf annähernd 50 Menschen kurz vor dem Jahreswechsel auf die Beine zu bekommen: 28 von ihnen wandern, elf fahren Mountainbike, sechs laufen und zwei walken. Kreuzberger ist dabei mit seinen mehr als 30 Marathons einer der erfahrenen Starter. Jürgen Schneider ist sogar eigens aus Rheinhessen zurückgekehrt: „Den Silvesterlauf lasse ich mir nicht nehmen.“
Dabei geht es für den Leichtathleten, der seit Langem einen Kreisrekord über 3000 Meter Hindernis hält, nicht nur um die gut zehn Kilometer, die er mit den anderen bis zum Forsthaus im Grohlochbachtal und zurück läuft. „Man trifft hier alle Bekannten wieder“, sagt Schneider, der sich seit 2012 dem Ultralangstreckenlauf widmet. „Meine längste Strecke waren 550 Kilometer“, erzählt er. Diesen großen Wettbewerb hat er beiderseits des Mittelrheins zwischen Wiesbaden und Bonn bestritten.
Bescheiden wirken da die 125 Kilometer, die im Juli zu bewältigen sind, doch erstmals führt dann ein Ultralauf durch Lorchs Gemarkung. Von der Wisper bis zur Bäderstraße, an die Lahn und wieder bergwärts nach Holzhausen/Haide – so lauten die Eckdaten. Klaus Rößler reizt ein anderes Ziel: Wenn er im Mai zum 20. Mal den Mainzer Marathon meistert, ist er einer von maximal 13 Aktiven, die immer dabei waren.
Geruhsamer sind die Wanderer in Richtung Bächergrund, Weinberge, alte Jugendherberge und Wispertal unterwegs. Erich Rittweger hat die Route ausgeguckt, muss sich aber wegen einer Adduktoren-Verletzung von Peter Dahlen als Wanderführer vertreten lassen. „Wir sind seit Jahren schon dabei, das ist ein schönes Treffen“, rufen Teilnehmerinnen. Zudem warten Kuchen und Würstchen im Vereinsheim.
Seit rund 35 Jahren veranstaltet der TV Lorch seinen Silvesterlauf. Anfangs traf man sich beim damaligen Vorsitzenden Hans Knapp und feierte in dessen Garage: „Das war immer kloar, viele sind da versackt.“ Sogar eine urlaubende brasilianische Familie wandert diesmal mit, erlebt die Landschaft und sitzt hinterher im Vereinsheim mit an der Theke. Die Mountainbiker sind bis Stephanshausen unterwegs.
„Holt neue Leute in den Verein, wir können jeden gebrauchen“, bittet der TV-Vorsitzende Simon Zell während der Feier. 676 Mitglieder zählt der Verein aktuell. Speziell für die Abteilung Tennis sei es wünschenswert, dass mehr Spieler dazukommen, damit sich der Unterhalt der Anlagen lohne. Beim Rückblick auf 2018 weist Zell auch auf nüchterne Dinge hin: Die Satzung wurde geändert, sodass der Vorstand künftig aus gleichberechtigten Angehörigen bestehen kann. Das soll die Bereitschaft erhöhen, für einen Posten zu kandidieren.