Der Rheinsteig ist uns allen als eine der schönsten Wanderstrecken bekannt. Auch als Einheimischer geht man gerne ab und zu mit Freunden ein kleines oder größeres Stück hier auf Wanderschaft.
Dabei haben viele schon gemerkt, dass es der Rheinsteig, der sich auf seinen insgesamt 320 km von Wiesbaden bis Bonn erstreckt, zum Teil ganz schön in sich hat. Auf überwiegend schmalen Wegen und steilen Pfaden geht es bergauf und bergab durch Wälder und Weinberge. Nicht umsonst spricht man beim Premiumwanderweg Rheinsteig auch von einem sehr ambitionierten Wanderweg. Die extremen Höhenunterschiede verlangen den Wanderern einiges ab, wie man in der unteren Grafik erkennen kann. Normalerweise wandert man ja aber nur ein kleines Teilstück und lässt es sich dann in einer Straußwirtschaft der umliegenden schönen Dörfer gut gehen.
Wer würde schon auf die Idee kommen den kompletten Rheinsteig am Stück zu wandern?
Das würde ja außerdem viel zu lange dauern, man wäre wohl ewig unterwegs. Ewig unterwegs? Ja das wäre man wohl, wenn man ein ganz normales Wandertempo anschlagen würde. Anders unser ehemaliger 1. Vorsitzender und Vorzeigeläufer Jürgen Schneider.
Den ganzen Rheinsteig am Stück laufen? Man muss schon aus einem sehr besonderen Holz geschnitzt sein, um so einen Kraftakt freiwillig mitzumachen und zu überstehen. Daher war es vielleicht auch weniger verwunderlich, dass von zunächst 70 angemeldeten Teilnehmern des WiBoLT NonStopLauf von Wiesbaden bis nach Bonn noch 16 Läufer einen Rückzieher machten. Jürgen natürlich nicht. Er war pünktlich am Mittwoch den 25.05.16 um 18:00 Uhr in Wiesbaden am Biebricher Schloss und startete gemeinsam mit seinem Bruder Richtung Bonn.
Für jeden „normalen“ Menschen wären diese 320 km mit unglaublichen 11.700 Höhenmetern die reinste Tortur – nicht so für Jürgen. Er berichtet, dass ihm der Lauf dabei hilft den Kopf mal wieder ein bisschen frei zu bekommen. Einfach unfassbar dieser Kerl. Sehr früh am Donnerstagmorgen führte ihn der Rheinsteig dann natürlich auch durch Lorch. Wie er selbst sagt, hat er leider (oder zum Glück) niemanden angetroffen. Er weiß nämlich ganz genau, dass wir ihn wenn er erstmal hier ist nur ungern wieder gehen lassen.
Dass wirklich nicht jeder für solche Höchstleistungen geschaffen ist, zeigte sich in Bonn. Von den 54 mutigen Startern sind nur 26 angekommen. Darunter auch Jürgen und sein Bruder. Nach unglaublichen 71 Stunden und 40 Minuten hatte Jürgen schließlich die Ziellinie am Samstag den 28.05.16 gegen 17:40 Uhr erreicht. Damit hat er es auf den grandiosen 6. Platz geschafft und war gleichzeitig auch viertbester Deutscher. Auch sein Bruder, der für die TuS Miehlen an den Start ging schafft es noch als 21. Läufer ins Ziel. Obwohl Jürgen mittlerweile schon viele Jahre nicht mehr in Lorch wohnt, startet er immer noch unter dem Turnverein Lorch. Diese Verbundenheit finden wir einfach spitze und gratulieren Jürgen für seine herausragenden Leistungen.